Plan G: Newsletter #27 — Wissen und Abwägen

30 Grad — jetzt doch noch ein Schokoeis? Vielleicht stehst du auch gerade vor solchen schwierigen Gesundheitsentscheidungen wie ich. Und da wird auch schnell klar: Wissen allein (um die Kalorien) reicht für eine gute Entscheidung nicht aus. Ich muss auch andere Aspekte abwägen (Ist noch Melone da? Was sagt meine Familie, wenn das Eis alle ist?).

Nicht nur beim Eisessen, auch bei ernsthaften Gesundheitsfragen ist Wissen eine gute Voraussetzung, also zum Beispiel, wie viel eine bestimmte Behandlung nützt oder mit welchen Nebenwirkungen ich rechnen muss. Und dafür ist es auch hilfreich zu verstehen, wie eigentlich gesichertes Wissen in der Medizin entsteht.

Wissen: Cochrane Evidence Essentials

Solche Einblicke verspricht der kostenfreie Online-Kurs „Cochrane Evidence Essentials“, den das internationale Forschungsnetzwerk Cochrane inzwischen auch auf Deutsch anbietet. Die verschiedenen interaktiven Lernmodule richten sich an ein breites Publikum und vermitteln die Grundlagen der evidenzbasierten Medizin, etwa zu Vor- und Nachteilen bestimmter Studientypen und zu systematischen Übersichtsarbeiten, im Speziellen zu Cochrane Reviews.

Ich habe mir den Kurs einmal genauer angesehen und festgestellt: Du bekommst einen guten Überblick, Hintergrundwissen und den deutlichen Hinweis, Studienergebnisse mit Arzt oder Ärztin zu besprechen, bevor du dich entscheidest. Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, was dir bei einzelnen Entscheidungen jeweils wichtiger ist. Das wird im Online-Kurs auch so dargestellt. Dass Cochrane Reviews vermutlich nicht bei allen deinen Gesundheitsentscheidungen helfen, könnte noch etwas deutlicher thematisiert werden.

Abwägen: STIKO-Empfehlung

Ein gutes Beispiel, wie Wissen, unsichere Erkenntnisse und Werte abgewogen werden, liefert auch die jüngste Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Corona-Impfung für Jugendliche ab zwölf Jahren: Für die Corona-FAQ der Riffreporter habe ich letztens aufgedröselt, welche Argumente die STIKO wie bewertet hat.

Dabei ist es letztlich folgerichtig, dass die Möglichkeit zu einer individuell abweichenden Impfentscheidung explizit offen gehalten wird, auch wenn die STIKO für die meisten gesunden Jugendlichen die Impfung nicht generell empfiehlt. Denn individuelle Werte, die bei der Entscheidung eine wichtige Rolle spielen, können die Waage auf die eine oder andere Seite bewegen.

Lese- und Linktipps

Vielleicht kannst du ja auch ein bisschen im Liegestuhl ausspannen? Dann gibt es hier noch ein paar Surftipps:

• Lesenswert fand ich einen Artikel im Scientific American, der anmahnt, dass nicht nur die Ergebnisse der Wissenschaft, sondern vor allem ihre Methoden und der wissenschaftliche Prozess selbst thematisiert werden müssen. Wie sehr das sonst zu Missverständnissen führen kann („heute sagt die Wissenschaft das und morgen was ganz anderes“), hat die Corona-Pandemie uns deutlich vor Augen geführt. Genau deshalb gibt es bei Plan G die Rubrik „Gesichertes Wissen“, die sich mit diesen Themen beschäftigt.
• Und bei der Kommunikation von wissenschaftlichen Ergebnissen ist viel Sorgfalt nötig, darauf weist unsere Riffreporter-Kollegin Ulrike Gebhardt zu Recht in einem Kommentar hin: Da reicht manchmal schon ein schräger Halbsatz und merkwürdige Zeichensetzung in einem Tweet, um einen falschen Eindruck von der Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe gegen die Delta-Variante zu erwecken.
• Wie steht es um deine digitale Gesundheitskompetenz? Das will ein Quiz der Stiftung Gesundheitswissen herausfinden. Ganz unterhaltsam — aber aufgepasst: Manche Frage testet eher deine Lesekompetenz ;-)

Kostenlos, aber nicht umsonst

Der Juni hat übrigens auch nochmal gezeigt, wie gut es ist, dass Plan G und die ganzen Riffreporter ohne Werbung erscheinen: So können uns Anzeigenkunden mit eigener Agenda keinen Strich durch die ausgewogene Berichterstattung machen. Und Geschäfte mit deinen Daten durch Trackingtools machen die Riffreporter auch nicht.
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Herzliche Grüße, auch von Silke,
Iris

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